Kirchenjahr
Weihnachten - Epiphanias

 


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Weitere Informationen:
Jörg Erb - Bei Christbaum und Krippe (1936) - Advent und Weihnachten in der Familie begehen: "Das Weihnachtsfest steht wie kaum ein anderes christliches Fest in der ständigen Gefahr der Verharmlosung und Sinnentleerung"
Herbert Krimm - Die weihnachtliche Gottesdienste (1937) - "Wir wußten wohl, daß es da mehr Gottesdienste gibt als sonst, aber wir meinten, das geschähe, damit jeder Mensch die angenehme Auswahl hätte, zu der ihm passenden Zeit auch einmal eine Weihnachtspredigt zu hören, ganz unverbindlich, ganz nach Belieben."
Walter Uhsadel - Weihnachten (1942) - "Liegt nicht in der Volkstümlichkeit, die das Weihnachtsfest gewonnen hat, auch die Gefahr eines Abgleitens von seinem eigentlichen Sinn?"
Jochen Klepper - Abendmahlslied zu Weihnachten
Ludolf Müller - Das Weihnachtsbild der Ostkirche
Reinhard Brandhorst - Weihnachten feiern mit dem neuen Tagzeitenbuch
 
Die zwölf Nächte, die sich an die längste Nacht des Jahres anschließen und in denen die Sonne noch still zu stehen scheint, ehe sie sich wieder zu neuer Kraft erhebt, haben dem Fest, an dem wir die Geburt des Heilandes feiern, seinen Namen gegeben: zu den geweihten Nächten.
Aller Glaube und alle Sitte, die sich um diese heiligen zwölf Nächte rankten, tragen in sich eine zwiefache Ahnung. In diesen Tagen, in denen im Nordland die Sonne sich kaum erhebt, erfährt der Mensch am eindringlichsten die Herrschaft der Finsternis, die ihn mit Angst und Grauen erfüllt. Man muß sich schützen gegen die unheimlichen Mächte, die in der Finsternis ihr Wesen haben, man muß mit heiligem Brauch sich ausstrecken nach dem Licht, das die Mächte der Finsternis bannt. Zugleich aber atmet in den heiligen zwölf Nächten die Gewißheit, daß Gott am Werke ist in der heiligen Nacht. Die Luft ist erfüllt von himmlischen Heerscharen, und die Seele des Menschen ist bereit, Stimmen zu hören, die der laute Tag verschlingt. Grauen und Freude wohnen nahe beieinander in den heiligen zwölf Nächten.
Dieser Glaube ist erfüllt in der Geburt Christi, die wir mit aller Christenheit "zu Weihnachten" begehen. Die Zwölfzahl der Nächte stellt gleich den zwölf Sternbildern des Weltenkreises das Ganze der geschaffenen Welt dar. Der Weltentag ist zur Weltennacht geworden, in der wir preisgegeben sind den feindseligen Mächten, die in der Finsternis dieser Welt herrschen. In diese Weltennacht senkt sich ein das ewige Licht, das Licht das alle Menschen erleuchtet, und gibt dieser Welt einen neuen Schein. Zu denen, die in der Finsternis, in der Angst ihrer Herzen warten, kommt die große Freude; die, deren Herz stille geworden ist und die große Stille der schweigenden Nacht erträgt, dürfen die Botschaft vernehmen, die allen Jammer stillt: Gott selber sucht uns heim in unserer dunklen Wohnung; Himmel und Erde wollen sich verbinden, und die menschliche Natur soll erneuert und gewandelt werden durch die Menschwerdung Christi.
Sowohl die Kirche zu Jerusalem als auch die Kirche zu Rom feiert die zweite der heiligen Messen des Weihnachtstages in der Kirche der Auferstehung: dieser tiefsinnige Brauch verknüpft die Feier der Christgeburt mit der Feier der Auferstehung, die Weihenacht mit dem Morgen des Ostertages. In der Geburt des göttlichen Kindes hebt an die Erlösung der Welt und der endgültige Sieg des Lichtes über die Finsternis.
 
Spieker, S. 29-30

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EpiphaniasSymbol

 
Weitere Informationen:
Hans Eyermann - Das Fest der Erscheinung Christi (1924)
Ludolf Müller - Die ostkirchliche Ikone zum Fest der Erscheinung des Herrn
 
Das Weihnachtsfest ist ein Geschenk des Westens an den Osten, das Epiphaniasfest ein Geschenk des Ostens an den Westen. Aus dem Osten empfing die abendländische Kirche das Fest der Erscheinung des Herrn an die Heiden durch den Stern, am 6. Januar. Es ist für uns Heutige sehr beachtenswert, wie die abendländische Kirche- zu welcher damals Nordafrika, die Kirche Tertullians und Augustins, zu rechnen ist - das Epiphaniasfest aufnahm: Augustinus tadelte die Eigenbrötelei einer Sekte, der Donatisten, welche diesen Tag nicht mitfeiern wollten, "weil sie weder die Einheit lieben noch in Gemeinschaft stehen mit der Kirche des Ostens, wo dieser Stern erschienen ist." So ist Epiphanias ein wahrhaft ökumenisches Fest. Das ist es auch durch das erste Evangelium, welches an diesem Tage gelesen wird und sowohl seiner kirchlichen Begehung als auch der Darstellung des Festes in der bildenden Kunst das Gepräge gegeben hat: der im Osten aufleuchtende Stern ruft die Magier herbei - erste Vorboten der Völker, welche das Christuslicht suchen. So stimmt diese Geschichte am Anfang des Matthäusevangeliums mit dem Sendungswort am Schluß des Evangeliums zusammen: dem Auftrag des Auferstandenen an Seine Sendboten, daß sie "zu Jüngern machen alle Völker". Der Name des Festes: Epiphanias, "Erscheinung" redet von der Erfüllung der uralten Sehnsucht nach dem Schauen Gottes in der Erdenwelt, die allen Völkern innewohnt. Zwar bleibt für uns Irdische immer die tiefe Wahrheit des Alten Testaments in Geltung: wer Gott sieht, muß sterben. Darum bleibt die Erscheinung, die "Epiphanie" Gottes in dieser Erdenwelt immer in der Verhüllung, es findet keine direkte, keine ungebrochene Mitteilung statt; (das ist der Unterschied von den Epiphanieen, wie man sie sich von Dionysos und anderen Gottheiten erzählt). Die Epiphanie bei der Taufe Christi ist von der Art, daß Gott sich in der tiefen Erniedrigung offenbart, indem Sein Sohn sich in der Taufe unter das Todesschicksal der Welt beugt. Die Epiphanie bei der Hochzeit zu Kana geschieht in der Form des "Zeichens", welches Seine Herrlichkeit ebenso verbirgt, wie offenbart, welches also den "Glauben" nicht überflüssig macht; darum wird ausdrücklich betont: "und es glaubten an Ihn Seine Jünger."
So redet also das Fest Epiphanias und die Zeit nach Epiphanias von der Erscheinung Gottes in der Erdenwelt. Es schließt das Erscheinungsfest folgerichtig an das Fest der Menschwerdung an: "Gott ist erschienen im Fleisch", 1.Tim. 3, 16. Damit ist ausgesagt, daß Gott als ein wirklicher Mensch unter die Menschen tritt, als Glied einer irdischen Familie und der Gemeinde Gottes auf Erden, und daß dieser bestimmte Mensch zugleich der eingeborene Sohn des Vaters ist (1.n.Ep.). Er ist von irdischer Mutter geboren und unter das Gesetz und die Ordnungen der Menschen gestellt und hat inmitten dieser Welt eine neue Ordnung gestiftet, durch welche die irdischen Ordnungen "aufgehoben" und gewandelt werden (2.n.Ep.). Er nimmt sich auch derer an, die nicht zum ursprünglichen Gottesvolk gehören, und verkündet, daß das neue Gottesvolk zusammenkommen werde aus allen Völkern. So erweist Er sich als der Heiden Heiland, der Seine Boten entsendet in die weite Welt (3.n.Ep.). In diese zukünftige Erlösung ist gleich den Menschen auch die Natur mit einbegriffen, die heute noch voll Seufzens ist; aber bei dem Erscheinen Christi spürt sie ihren Herrn und legt sich Ihm gehorsam zu Füßen (4.n.Ep.). Er offenbart sich als der Herr der Geschichte und der Völkerwelt, der in überlegenem Zuwarten das Böse in der Welt samt dem Guten kann wachsen lassen; es geht alles Seiner Ernte entgegen und Seinem Gericht (vorletzter So.n.Ep.). Um so heller leuchtet Christi Herrlichkeit auf, je näher Sein Erdenweg dem Ende kommt und je deutlicher wird, daß Sein Weg auf Erden der Weg der Passion sein wird. Da bricht durch die irdische Leibeshülle, die schon dem Vergehen geweiht ist, das Licht der Auferstehung. So steht für die lutherische Kirche am Ende der Zeit nach Epiphanias (letzter So.n.Ep.) das Fest der Verklärung des Herrn, welches die Ostkirche und mit ihr die römische und die anglikanische Kirche am 6.August begeht, und läßt uns - gleich dem Wanderer, der, auf einer Paßhöhe angelangt, den eigentlichen Gebirgsstock erst aufragen sieht, - hinüberschauen zu den gewaltigsten Gipfeln des Kirchenjahres, denen wir dann entgegengehen.
 
Spieker, S. 41-43


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-11-21
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