10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Der Herr und Sein Volk
(Gedenken der Zerstörung Jerusalems)

Sonntag

Wochenspruch

 

Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist;
dem Volk, das Er zum Erbe erwählt hat.

Lied

 

Aus tiefer Not lasst uns zu Gott (EG 144)
Und suchst du meine Sünde (EG 237)


Vorabend

Ach, wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die eine Königin in den Ländern war, muss nun dienen. Sie weint des Nachts, dass ihr die Tränen über die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der sie tröstet. Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden. Juda ist gefangen in Elend und schwerem Dienst, es wohnt unter den Völkern und findet keine Ruhe; alle seine Verfolger kommen heran in Bedrängnissen. Die Straßen nach Zion liegen wüst, weil niemand auf ein Fest kommt. All ihre Tore stehen öde, ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sehen jammervoll drein, und sie ist betrübt. Ihre Widersacher sind obenauf, ihren Feinden geht's gut; denn der HERR hat über sie Jammer gebracht um ihrer großen Sünden willen, und ihre Kinder sind gefangen vor dem Feind dahingezogen. Es ist von der Tochter Zion aller Schmuck dahin. Ihre Fürsten sind wie Hirsche, die keine Weide finden und matt vor dem Verfolger herlaufen. Jerusalem denkt in dieser Zeit, da sie elend und verlassen ist, wie viel Gutes sie von alters her gehabt hat, wie aber all ihr Volk darniedersank unter des Feindes Hand und ihr niemand half. Ihre Feinde sehen auf sie herab und spotten über ihren Untergang. Jerusalem hat sich versündigt; darum muss sie sein wie eine unreine Frau. Alle, die sie ehrten, verschmähen sie jetzt, weil sie ihre Blöße sehen; sie aber seufzt und hat sich abgewendet. Ihr Unflat klebt an ihrem Saum. Sie hätte nicht gemeint, dass es ihr zuletzt so gehen würde. Sie ist ja gräulich heruntergestoßen und hat dazu niemand, der sie tröstet. »Ach, HERR, sieh an mein Elend; denn der Feind triumphiert!« Der Feind hat seine Hand gelegt an alle ihre Kleinode. Ja, sie musste zusehen, dass die Heiden in ihr Heiligtum gingen, während Du geboten hast, sie sollten nicht in Deine Gemeinde kommen. Alles Volk seufzt und geht nach Brot, es gibt seine Kleinode um Speise, um sein Leben zu erhalten. »Ach, HERR, sieh doch und schau, wie verachtet ich bin!«
Klgl 1, 1-11 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Alttestamentliche Lesung

Zu der Zeit wird es heißen: Lieblicher Weinberg, singet von Ihm! Ich, der HERR, behüte ihn und begieße ihn immer wieder. Damit man ihn nicht verderbe, will Ich ihn Tag und Nacht behüten. Ich zürne nicht. Sollten aber Disteln und Dornen aufschießen, so wollte Ich über sie herfallen und sie alle miteinander anstecken, es sei denn, sie suchen Zuflucht bei Mir und machen Frieden mit Mir, ja, Frieden mit Mir. Es wird einst dazu kommen, dass Jakob wurzeln und Israel blühen und grünen wird, dass sie den Erdkreis mit Früchten erfüllen. Hat Er Israel geschlagen, wie Er Seine Feinde schlägt? Oder hat Er es getötet, wie Er Seine Feinde tötet? Vielmehr, indem Du es wegschicktest und wegführtest, hast Du es gerichtet, es verscheucht mit rauem Sturm am Tage des Ostwinds. Darum wird die Schuld Jakobs dadurch gesühnt werden, und das wird die Frucht davon sein, dass seine Sünde weggenommen wird: Er wird alle Altarsteine zerstoßenen Kalksteinen gleichmachen; und keine Bilder der Aschera noch Räucheraltäre werden mehr bleiben.
Jes 27, 2-9 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Epistel

Ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht, wie mir mein Gewissen bezeugt im Heiligen Geist, dass ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlass in meinem Herzen habe. Denn ich wünschte, selbst verflucht und von Christus getrennt zu sein für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch. Sie sind Israeliten, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch. Gott, der da ist über allem, sei gelobt in Ewigkeit. Amen.
Röm 9, 1-5 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Der Apostel ist bereit, mit seiner Seligkeit die Rettung seines Volkes zu erkaufen, so wie Mose angeboten hat, daß sein name aus dem Buch des Lebens getilgt werde. Um so größer ist der Schmerz des Apostels um den Irrweg seines Volkes, als es seit den Tagen des Mose der höchsten Gnaden gewürdigt wurde. Ja, aus ihm ist Christus hervorgegangen, in diesem Volke ist Gott selbst Fleisch geworden.
(Spieker [5], S. 233)


Evangelium

Und als Jesus {Er} nahe hinzukam und die Stadt sah, weinte Er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist. Und Er ging in den Tempel und fing an, die Händler hinauszutreiben, und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus wird ein Bethaus sein«; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht. Und Er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes trachteten danach, dass sie Ihn umbrächten, und fanden nicht, wie sie es machen sollten; denn alles Volk hing Ihm an und hörte Ihn.
Lk 19, 41-48 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Lauter als jede Bußpredigt reden die Trümmer der heiligen Stadt, deren Zerstörung der Herr voraussieht. Seit alters gedenkt die christliche Gemeinde am heutigen Sonntag an dieses Ereignis im Sommer des Jahres 70 n. Chr. und erblickt darin ein Gerichtszeichen für alle Frommen. Ein Kirchenlehrer unserer Tage spricht von einem »umgekehrten Sakrament«: die Stadt, die im besonderen Sinne Ort der Gegenwart Gottes war, wird verworfen, weil sie blind war für die Stunde ihrer gnadenvollen »Heimsuchung«.
Dennoch reinigt Christus den Tempel dieser dem Untergang geweihten Stadt: solange der Tempel steht, soll er ernst genommen werden als Ort der Anbetung.
Wir lesen diesen Text als solche, über welche die Wetter Gottes dahingegangen sind, denen Gott aber noch eine Gnadenfrist gelassen hat für ihr Volk und ihre Kirche. (Spieker [5], S. 230)


Abend ((1. Alternative)

Versammle alle Stämme Jakobs und gib ihnen ihr Erbe wie am Anfang. Erbarme Dich über Dein Volk, Herr, das Deinen Namen trägt, und über Israel, das Du als Erstgeborenen eingesetzt hast. Erbarme Dich über die Stadt Deines Heiligtums, über Jerusalem, den Ort, an dem Du Ruhe findest. Erfülle Zion mit Deinen Ruhmestaten und den Tempel mit Deiner Herrlichkeit. Gib denen ein Zeugnis von Dir, die von Anfang an Deine Geschöpfe gewesen sind; und erneure die Verheißungen, die in Deinem Namen verkündigt sind. Lohne es denen, die auf Dich warten, und Deine Propheten sollen sich als glaubwürdig erweisen. Erhöre, Herr, das Gebet Deiner Diener, da Du Wohlgefallen an Deinem Volk hast, damit alle, die auf Erden wohnen, erkennen, dass Du der Herr bist, der Gott der Ewigkeiten.
Sir 36, 13-19 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Abend ((2. Alternative)

Und sie sprachen zu mir: Die übrig geblieben sind von der Gefangenschaft, sind dort in der Provinz in großem Unglück und Schmach; die Mauern Jerusalems sind zerbrochen und seine Tore mit Feuer verbrannt. Als ich aber diese Worte hörte, setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und fastete und betete vor dem Gott des Himmels und sprach: Ach, HERR, Gott des Himmels, Du großer und schrecklicher Gott, der da hält den Bund und die Treue denen, die Ihn lieben und Seine Gebote halten! Lass doch Deine Ohren aufmerken und Deine Augen offen sein, dass Du das Gebet Deines Knechtes hörst, das ich jetzt vor Dir bete Tag und Nacht für die Israeliten, Deine Knechte, und bekenne die Sünden der Israeliten, die wir an Dir getan haben; und ich und meines Vaters Haus haben auch gesündigt. Wir haben übel an Dir getan, dass wir nicht gehalten haben die Gebote, Befehle und Rechte, die Du geboten hast Deinem Knecht Mose. Gedenke aber doch des Wortes, das Du Deinem Knecht Mose gebotest und sprachst: Wenn ihr Mir die Treue brecht, so will Ich euch unter die Völker zerstreuen. Wenn ihr euch aber bekehrt zu Mir und haltet Meine Gebote und tut sie, so will Ich, auch wenn ihr versprengt wäret bis an des Himmels Ende, euch doch von da sammeln und will euch bringen an den Ort, den Ich erwählt habe, dass Mein Name daselbst wohne. Sie sind ja doch Deine Knechte und Dein Volk, das Du erlöst hast durch Deine große Kraft und Deine mächtige Hand. Ach, Herr, lass Deine Ohren aufmerken auf das Gebet Deines Knechtes und auf das Gebet Deiner Knechte, die von Herzen Deinen Namen fürchten.
Neh 1, 3-11a Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Montag


Morgen

So frage ich nun: Hat denn Gott Sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor erwählt hat. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er vor Gott tritt gegen Israel und spricht: »Herr, sie haben Deine Propheten getötet, Deine Altäre haben sie niedergerissen. Ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben«? Aber was sagt ihm die göttliche Antwort?: »Ich habe Mir übrig gelassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal.« So geht es auch jetzt zu dieser Zeit: Ein Rest ist geblieben, der erwählt ist aus Gnade. Ist's aber aus Gnade, so ist's nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht Gnade.
[Wie nun? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; die Erwählten aber haben es erlangt. Die Übrigen wurden verstockt, wie geschrieben steht: »Gott hat ihnen gegeben einen Geist der Betäubung, Augen, dass sie nicht sehen, und Ohren, dass sie nicht hören, bis auf den heutigen Tag.« Und David spricht: »Ihr Tisch soll ihnen zur Falle werden und zu einer Schlinge und zum Ärgernis und zur Vergeltung. Ihre Augen sollen finster werden, dass sie nicht sehen, und ihren Rücken beuge allezeit.«]
So frage ich nun: Sind sie gestrauchelt, damit sie fallen? Das sei ferne! Sondern durch ihre Verfehlung ist den Heiden das Heil widerfahren; das sollte sie eifersüchtig machen. Wenn aber ihre Verfehlung Reichtum für die Welt ist und ihr Schade Reichtum für die Heiden, welchen Reichtum wird dann ihre volle Zahl bringen!
Röm 11, 1-6 (7-10) 11.12 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Abend

Ach, du Tochter Jerusalem, wem soll ich dich vergleichen und wie soll ich dir zureden? Du Jungfrau, Tochter Zion, wem soll ich dich vergleichen, damit ich dich tröste? Denn dein Schaden ist groß wie das Meer. Wer kann dich heilen? Deine Propheten haben dir trügerische und törichte Gesichte verkündet und dir deine Schuld nicht offenbart, wodurch sie dein Geschick abgewandt hätten, sondern sie haben dich Worte hören lassen, die Trug waren und dich verführten. Alle, die vorübergehen, klatschen in die Hände, pfeifen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei die allerschönste, an der sich alles Land freut? Alle deine Feinde reißen ihr Maul auf über dich, pfeifen und knirschen mit den Zähnen und sprechen: »Ha! Wir haben sie vertilgt! Das ist der Tag, den wir begehrt haben; wir haben's erlangt, wir haben's erlebt.« Der HERR hat getan, was Er vorhatte; Er hat Sein Wort erfüllt, das Er längst zuvor geboten hat. Er hat ohne Erbarmen zerstört, Er hat den Feind über dich frohlocken lassen und hat die Macht deiner Widersacher erhöht. Ihr Herz schrie zum Herrn: »Ach, du Mauer der Tochter Zion!« Lass Tag und Nacht Tränen herabfließen wie einen Bach; höre nicht auf, und dein Augapfel lasse nicht ab! Steh des Nachts auf und schreie zu Beginn jeder Nachtwache, schütte dein Herz aus vor dem Herrn wie Wasser. Hebe deine Hände zu ihm auf um des Lebens deiner jungen Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken! HERR, schaue und sieh doch, wen Du so verderbt hast!
Klgl 2, 13-20a Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Dienstag


Morgen

{Und} als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihegaben geschmückt sei, sprach Jesus {Er}: Es wird die Zeit kommen, in der von dem allen, was ihr seht, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde. Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist. Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, und wer in der Stadt ist, gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, komme nicht hinein. Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt werde alles, was geschrieben ist. Wehe den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf Erden sein und Zorn über dies Volk kommen, und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind.
Lk 21, 5.6.20-24 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Abend

Gott spricht: Hört Mir zu, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht: Schaut den Fels an, aus dem ihr gehauen seid, und des Brunnens Schacht, aus dem ihr gegraben seid. Schaut Abraham an, euren Vater, und Sara, von der ihr geboren seid. Denn als einen Einzelnen berief Ich ihn, um ihn zu segnen und zu mehren. Ja, der HERR tröstet Zion, Er tröstet alle ihre Trümmer und macht ihre Wüste wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des HERRN, dass man Wonne und Freude darin findet, Dank und Lobgesang. Merke auf Mich, Mein Volk, hört Mich, Meine Leute! Denn Weisung wird von Mir ausgehen, und Mein Recht will Ich gar bald zum Licht der Völker machen. Denn Meine Gerechtigkeit ist nahe, Mein Heil tritt hervor, und Meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf Mich und warten auf Meinen Arm. Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber Mein Heil bleibt ewiglich, und Meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.
Jes 51, 1-6 (7) Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Sara, die Unfruchtbare, Abraham, der Kinderlose, sind der Ursprung des Gottesvolkes. Wo, menschlich gesehn, nichts zu hoffen ist, da schenkt Gott einen neuen Anfang. Am Ende, beim Vergehen der irdischen Welt, steht die Hoffnung des neuen Himmels und der neuen Erde. (Spieker [5], S. 30)

10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Mittwoch


Morgen

P. JordanDie Frau spricht zu Jesus {Ihm}: Herr, ich sehe, dass Du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Glaube Mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, die müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Spricht die Frau zu Ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.
Joh 4, 19-26 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Der die Herzen und Gewissen erforscht, erweist sich der Frau als Prophet, den sie nach dem Ort der rechten Anbetung fragt. Jesus führt sie von dieser Frage hinweg und hin zur Anbetung »im Geist und in der Wahrheit«. Kein schlimmeres Mißverständnis, als wenn diese Stelle auf rein geistige und kultlose Gottesverehrung gedeutet wird. Echte Anbetung geschieht in Vollmacht und durch Kraft heiligen Gottesgeistes gemäß göttlicher Selbstmitteilung in Seiner Offenbarung und göttlichen Wirklichkeit. Diese ist für uns in Jesus gegenwärtig. (Spieker [5], S. 55)

Abend

Der HERR hat Seinen Grimm austoben lassen, Er hat Seinen grimmigen Zorn ausgeschüttet; Er hat in Zion ein Feuer angesteckt, das auch ihre Grundfesten verzehrt hat. Es hätten's die Könige auf Erden nicht geglaubt noch alle Leute in der Welt, dass der Widersacher und Feind zum Tor Jerusalems einziehen könnte. Es ist aber geschehen wegen der Sünden ihrer Propheten und wegen der Missetaten ihrer Priester, die dort der Gerechten Blut vergossen haben. Sie irrten hin und her auf den Gassen wie die Blinden und waren mit Blut besudelt, dass man ihre Kleider nicht anrühren konnte; man rief ihnen zu: »Weicht, ihr Unreinen! Weicht, weicht, rührt nichts an!« Wenn sie flohen und umherirrten, so sagte man auch unter den Völkern: »Sie sollen nicht länger bei uns bleiben.« Des HERRN Zorn hat sie zerstreut; Er will sie nicht mehr ansehen. Die Priester ehrte man nicht, und an den Alten übte man keine Barmherzigkeit. Noch immer blickten unsre Augen aus nach nichtiger Hilfe; auf unserer Warte warteten wir auf ein Volk, das uns doch nicht helfen konnte. Man jagte uns, dass wir auf unsern Gassen nicht gehen konnten. Da kam unser Ende; unsere Tage sind aus, unser Ende ist gekommen. Unsre Verfolger waren schneller als die Adler unter dem Himmel. Auf den Bergen haben sie uns verfolgt und in der Wüste auf uns gelauert. Der Gesalbte des HERRN, der unser Lebensodem war, ist gefangen worden in ihren Gruben; wir aber dachten: »In seinem Schatten wollen wir leben unter den Völkern.«
Klgl 4, 11-20 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Donnerstag


Morgen

O Jerusalem, Ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, lasst Ihm keine Ruhe, bis Er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! Der HERR hat geschworen bei Seiner Rechten und bei Seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen, sondern die es einsammeln, sollen's auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen Meines Heiligtums. Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der HERR lässt es hören bis an die Enden der Erde: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was Er gewann, ist bei Ihm, und was Er sich erwarb, geht vor Ihm her! Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«.
Jes 62, 6-12 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Die Gemeinde Gottes soll in das helle Licht der göttlichen Gnade gerückt werden, Das Heil, das ihr widerfärt, soll über ihr leuchten wie eine brennende Fackel. Diese Gemeinde, an der Gott ein Wohlgefallen hat, darf der Welt das Heil Gottes verkündigen. (Spieker [5], S. 14)

Abend

Ich will euch, Brüder und Schwestern, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, bis die volle Zahl der Heiden hinzugekommen ist. Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: »Es wird kommen aus Zion der Erlöser; der wird abwenden alle Gottlosigkeit von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.« Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Denn wie ihr einst Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams, so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme.
Röm 11, 25-32 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Freitag


Morgen

Es folgte Jesus {Ihm} aber eine große Volksmenge und viele Frauen, die klagten und beweinten Ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über Mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?
Lk 23, 27-31 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Abend

Darum denkt daran, dass ihr, die ihr einst nach dem Fleisch Heiden wart und »Unbeschnittenheit« genannt wurdet von denen, die genannt sind »Beschneidung«, die am Fleisch mit der Hand geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und den Bundesschlüssen der Verheißung fremd; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch Sein Fleisch die Feindschaft wegnahm. Er hat das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan, damit Er in Sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem Er die Feindschaft tötete durch Sich selbst. Und Er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. Denn durch Ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater.
Eph 2, 11-18 Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

10. SONNTAG NACH TRINITATIS

Samstag


Morgen

{Und} der HERR wird euch zerstreuen unter die Völker, und es wird von euch nur eine geringe Zahl übrig bleiben unter den Heiden, zu denen euch der HERR wegführen wird. Dort werdet ihr Göttern dienen, die das Werk von Menschenhänden sind, Holz und Stein, die weder sehen noch hören noch essen noch riechen können. Ihr werdet dort den HERRN, deinen Gott, suchen, und du wirst Ihn finden, so du Ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst. Wenn du geängstet sein wirst und dich das alles treffen wird in künftigen Zeiten, so wirst du dich bekehren zu dem HERRN, deinem Gott, und Seiner Stimme gehorchen. Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; Er wird dich nicht verlassen noch verderben, wird auch den Bund nicht vergessen, den Er deinen Vätern geschworen hat. Denn frage nach den früheren Zeiten, die vor dir gewesen sind, von dem Tage an, da Gott den Menschen auf Erden geschaffen hat, und von einem Ende des Himmels zum andern, ob je so Großes geschehen oder desgleichen je gehört sei, dass ein Volk die Stimme Gottes aus dem Feuer hat reden hören, wie du sie gehört hast, und dennoch am Leben blieb? Oder ob je ein Gott versucht hat, hinzugehen und sich ein Volk mitten aus einem Volk herauszuholen durch Machtproben, durch Zeichen, durch Wunder, durch Krieg und mit starker Hand und ausgerecktem Arm und durch große Schrecken, wie das alles der HERR, euer Gott, für euch getan hat in Ägypten vor deinen Augen? Du hast es sehen können, auf dass du wissest, dass der HERR allein Gott ist und sonst keiner.
[Vom Himmel hat Er dich Seine Stimme hören lassen, um dich zurechtzubringen; und auf Erden hat Er dir gezeigt Sein großes Feuer, und Seine Worte hast du aus dem Feuer gehört. Weil Er deine Väter geliebt und ihre Nachkommen erwählt hat, hat Er dich aus Ägypten herausgeführt mit Seinem Angesicht durch Seine große Kraft, damit Er vor dir her Völker vertriebe, die größer und stärker sind als du, und dich hineinbrächte, um dir ihr Land zum Erbteil zu geben, wie es jetzt ist. So sollst du nun heute wissen und zu Herzen nehmen, dass der HERR Gott ist oben im Himmel und unten auf Erden und sonst keiner, und sollst halten Seine Rechte und Gebote, die ich dir heute gebiete; so wird's dir und deinen Kindern nach dir wohlgehen und dein Leben lange währen in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, gibt für immer.]
5. Mose 4, 27-35 (36-40) Lutherbibel 2017 © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Wochenspruch

Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das Er zum Erbe erwählt hat.  Ps 33, 12

In der prophetischen Predigt des alten Bundes und in der Psalmendichtung tritt - zum erstenmal in der Welt - die Erkenntnis ans Licht, daß der Gott, der sich den Vätern geoffenbart hat, der Herr aller Völker ist, und daß allein in dem Handeln Gottes mit den Menschen der verborgene Sinn der ganzen Geschichte und in diesem Universalismus des göttlichen Willens die Einheit des Menschengeschlechts zu finden ist. Gott aber hat ein Volk "erwählt", nicht um die anderen Völker aus seinem Ratschluß zu entlassen, sondern um an diesem einen Volk beispielhaft zu zeigen, was es heißt, unter Gottes Gericht und unter Gottes Verheißung zu stehen, seinen Zorn und seine Güte zu erfahren. Sich aus dieser göttlichen Beziehung zu lösen, ist für den Einzelnen wie für jedes Volk im gleichen Maß die Ursache des Verderbens.
Der 33. Psalm, aus dem dieser Spruch entnommen ist, stellt die Geschichte des erwählten Volkes hinein in die Gesamtschau der Welt und preist Jahwe als den Herrn der Schöpfung und als den Herrn der Geschichte. Indem die Gemeinde des neuen Bundes die Würde des alttestamentlichen Gottesnamens auf Jesus überträgt und Ihn als den Gesalbten Gottes, d, h. als den König aller Könige und Herrn aller Herren verehrt, tritt sie ein in dieses große Erbe und preist nicht nur sich selbst, sondern jedes Volk der Welt selig, das dieses Königtum Gottes und Seines Gesalbten wahrt und sich nicht an jene falschen Götter und Herren verliert, die das Leben in den Dienst der Eitelkeiten stellen und dadurch den Sinn der Geschichte an den trügerischen "Fortschritt" verraten. (Spieker [5], S. 229)



© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 19-06-30
zurueck     top     weiter

Impressum
Haftungsausschluss